Erreichbarkeit
S-Bahn: Linie 3 bis Bahnhof Schkeuditz (& 10 min Fußweg)
Straßenbahn: Linie 11 bis Endstelle Rathausplatz (& 15 min Fußweg)
Post: Edisonstraße 42; 04435 Schkeuditz
Telefon: 034204 7772 -0
Fax: 034204 7772 - 111
E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Was uns Wichtig ist
Bildung und Erziehung als Einheit umzusetzen, ist unserer Anspruch und unser Auftrag, um junge Menschen bestmöglich zu fordern und zu fördern. Wir bieten als Berufliches Schulzentrum ein vielfältiges und interessantes Angebot, indem wir:
- Studienqualifizierende Bildung in der Fachoberschule für Oberschüler und Interessenten mit abgeschlossener Berufsausbildung,
- Ausbildung als dualer Partner für Dienstleistungs-, Handwerks- und Industrieunternehmen der Region in Sachsen und darüber hinaus für Mitteldeutschland und
- Berufsgrundbildung im BGJ für Oberschüler ohne Ausbildungsverhältnis gewährleisten.
Das Berufliche Schulzentrum Schkeuditz hat mit der Edisonstraße in Schkeuditz einen verkehrstechnisch hervorragenden Standort. Dieser ist für viele Berufe, die hier ausgebildet werden, eine zwingende Voraussetzung. Bei den Ausbildungsberufen konzentriert sich das BSZ auf die, für den Standort Schkeuditz langfristig sicheren und wachsenden Aufgaben, bezüglich der theoretischen Berufsausbildung für die Berufe im Verkehrsgewerbe: Fachkraft im Fahrbetrieb und Kaufmann/-frau für Verkehrsservice ebenso wie für die Handwerksberufe Friseur, Glaser, Holzmechaniker und Tischler und die in und um Schkeuditz wachsende Logistikbranche mit den Berufen Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist, Fachkraft für Kurier,- Express- und Postdienstleistungen und Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice. Die Beschulung dieser Berufe, gemeinsam mit der Ausbildung für die Fachoberschule Wirtschaft und Verwaltung und dem Berufsgrundbildungsjahr ist unser Bildungsauftrag für den der Landkreis Nordsachsen das Berufliche Schulzentrum unterhält.
Die Einheit von Bildung und Werterziehung ist keine antiquierte Vorstellung, sondern eine Notwendigkeit zeitgemäßer Berufsausbildung.
Von den Mitarbeitern in jedem Unternehmen wird erwartet, dass sie ihre beruflichen Grundlagen beherrschen, mit dem Kunden kommunizieren und die vereinbarten Arbeiten mit moderner Maschinentechnik termingerecht umsetzen können. Dazu müssen sie die entsprechenden Gesetzlichkeiten, Normen ebenso wie Arbeitsabläufe, Produktionsmittel und Werkstoffe bzw. Auftragsgüter oder Kundenansprüche kennen, Planungsunterlagen auswerten, erstellen und anwenden. Mitarbeiter müssen ihren Arbeitsauftrag eigenständig umsetzen können. Ganz nebenbei wird erwartet, dass die Umweltvorschriften ebenso eingehalten werden, wie der korrekte, mitunter auch fremdsprachliche Umgang mit Kunden.
Woher sollen diese Fähigkeiten kommen? Aus der „Berufsschule“ natürlich, denn dafür ist sie ja schließlich da! Der Auszubildende verbringt immerhin 13 Wochen im Jahr in einem staatlichen Beruflichen Schulzentrum. Zum Glück gibt es in Deutschland die duale Berufsausbildung, die eine partnerschaftliche Beschulung in einem Berufsschulzentrum und die praktische Ausbildung im Betrieb vorschreibt. Diese duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen einen Beruf erlernen und nicht für einen „JOB“ angelernt werden. Facharbeiter und Gesellen sind keine „angelernten Mitarbeiter“, sondern vielseitig geschulte Fachleute ihres Berufsstandes. Sie müssen gemeinsam von den Betrieben und den Berufsschulzentren ausgebildet werden, als Stärkung für die weitere gute Entwicklung der Unternehmen unserer Region.
Gern wird behauptet, dass in unserer „modernen“ Zeit aus Sicht der Älteren das mitunter unangemessene Verhalten Jugendlicher und junger Erwachsener unserer Mediengesellschaft geschuldet ist. Das ist jedoch nur eine Ausrede dafür, sich nicht wirklich und vor allem selbst mit den Ursachen dieser Entwicklung auseinandersetzen zu müssen. Eine alte Weisheit sagt, dass sich jede Generation ihre Kinder selbst erzieht. Durch eine entsprechende Vorbildwirkung und wohlwollende Einflussnahme ist es mit vertretbaren Anstrengungen möglich, einen, dem Zeitgeist angepassten Wertekanon zu vereinbaren. Wenn wir als Gesellschaft aus Gründen einer falsch verstandenen Toleranz der Beliebigkeit des Verhaltens das Wort reden, brauchen wir uns auch nicht über die Auswüchse dieser Entwicklung beschweren. Die Formulierung „wir“ wurde bewusst gewählt, um zu verdeutlichen, dass jeder Einzelne seinem Gegenüber durch Ich - Botschaften signalisieren kann welches Verhalten er in der jeweiligen Situation von ihm erwartet. Die Schüler und Auszubildenden erkennen an, dass die Schulen einen Bildungs- und Erziehungsauftrag haben und sie durch ihr Verhalten wesentlich zum Unterrichtsklima beitragen. Das Lesen von Zeitungen gehört dabei ebenso wenig zum Unterricht, wie das Essen, das Tragen von Kopfbedeckungen im Raum oder der Gebrauch des Mobiltelefons in jeder Form. Eigentlich sind dieses Selbstverständlichkeiten, die aber im schulischen Alltag immer wieder neu eingefordert werden müssen. Pünktlichkeit, Höflichkeit, Toleranz gegenüber anderen Überzeugungen, Neigungen und Besonderheiten der am schulischen Leben Beteiligten dürfen keine Floskeln bleiben, sondern müssen aktiv anerzogen werden. Der respektvolle Umgang miteinander ist erlernbar.
Ausgehend vom Schulgesetz für den Freistaat Sachsen ist es für die Beruflichen Schulzentren Pflicht den Bildungsauftrag mit dem Erziehungsauftrag zu verknüpfen. Die Schule stellt in diesem Prozess sowohl die äußeren Lernbedingungen durch Unterrichtsräume und Werkstätten, als auch die Planung des Unterrichts bereit. Im Zuge des lernfeldorientierten Unterrichts ist eine hohe fachliche und zeitliche Abstimmung aller am Unterricht beteiligten Lehrkräfte notwendig. In Lernfeldern wird im Gegensatz zum klassischen Fächerunterricht ein Arbeitsauftrag ganzheitlich behandelt. Hier hat sich die gemeinsame Planung des Unterrichts durch Lehrerteams bewährt. Die notwendige pädagogische Freiheit im Unterricht bleibt hierbei erhalten. Der Lernerfolg darf und ist nicht vom „Hobby“ einer Lehrkraft abhängig. Die Schulleitung begleitet diesen Prozess moderierend. Sie achtet sowohl auf die Einhaltung des zeitlichen Rahmens und der notwendigen Leistungsermittlung als auch die Verhältnismäßigkeit der getroffenen pädagogischen und erzieherischen Maßnahmen.
Am Beruflichen Schulzentrum Schkeuditz wird durch vielfältige Zusammenarbeit und Kooperationen mit Betrieben und Verbänden eine möglichst passgenaue, praxisnahe Ausbildung angestrebt. So sind Vertreter der Schulleitung ebenso regelmäßig bei Innungsversammlungen der Glaser, Friseure und Tischler zu Gast, wie auch bei Tagungen von Fachverbänden, zum Beispiel dem Fachverband Möbelspediteure Mitteldeutschland e.V. oder dem Verband der Verkehrsunternehmen Deutschlands. Unsere Lehrer arbeiten ehrenamtlich in den Prüfungskommissionen, den Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern, z.B. in Leipzig, Chemnitz, Dresden und Halle für unsere Ausbildungsberufe mit. Sie wirken beim Erstellen von Prüfungsaufgaben mit und nehmen die Prüfungen im Rahmen der Kammertätigkeit ab. Die Lehrer bilden sich regelmäßig, auch in Betrieben, weiter. In allen größeren Ferien absolvieren Lehrkräfte des BSZ ein- oder zweiwöchige Betriebspraktika. Zum Teil gemeinsam mit unseren Auszubildenden begleiten sie den betrieblichen Ablauf und überprüfen die Umsetzung ihrer Unterrichtskonzepte auf deren praktische Relevanz. Ein nützlicher Nebeneffekt ist die eigene Fortbildung hinsichtlich eingesetzter Technik, Arbeitstechniken und Materialien sowie Software und die Absprachen mit dualen Partnern zur zeitlichen Einordnung von Ausbildungsinhalten. Die Betriebspraktika werden kontinuierlich fortgesetzt. Eine große Unterstützung stellen Kooperationsverträge zur Förderung der Ausbildung dar. So unterstützt die DB Regio AG die Ausbildung zum Kaufmann/-frau für Verkehrsservice durch die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien, bahnspezifischer Software und der Gewährleistung von Betriebspraktika für Lehrer. Zur Verbesserung der Ausbildungsergebnisse erfolgen die Abstimmungen der Lehrplanumsetzung und die Erarbeitung eigener Probeprüfungen für die Auszubildenden durch das Lehrerkollegium. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Nordsachsen als Schulträger konnte durch die Anschaffung von interaktiven Tafeln sowie neuer CNC und Holzbearbeitungstechnik die Unterrichtsqualität jährlich weiter gesteigert werden. Seit 2019 verfügt das BSZ über einen schnellen Breitbandanschluss, der die Nutzung der neu beschafften Server- und ergänzenden IT - Technik ermöglicht.
Im Jahr 2018/19 konnte mit den „Eisenbahnern im Betriebsdienst“ ein neuer Ausbildungsberuf gewonnen werden. Zur Verbesserung der Ausbildungsqualität haben wir in den letzten 18 Monaten ein Eisenbahnbetriebsfeld entworfen, konzipiert und gebaut. Den beteiligten Gliederungen der „Deutschen Bahn“ danken wir ebenso wie den Firmen Piko und Uhlenbrock für ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit. So kann derzeitig aus einer Vision Bildung für die Zukunft entstehen. Wir danken den beteiligten Unternehmen für die gezeigte Wertschätzung und Unterstützung. Das zeigt, wie sich berufliche Bildung stetig wandelt und die Beruflichen Schulzentren diesen Wandel gestalten können. Für uns Anspruch und Verpflichtung zugleich.
Im Namen des Kollegiums des BSZ Schkeuditz.
Januar 2020
Lehne
Schulleiter
Aktueller Stand des Fachbereichs Eisenbahnberufe
Das Jahr 2025 hat im Fachbereich der Eisenbahnberufe spannend begonnen. Besonders im Fokus standen die Arbeitsproben des zweiten Lehrjahres im Lernfeld 6. Hier konnten die Auszubildenden der Zugverkehrssteuerung ihre bisher erworbenen theoretischen Kenntnisse praktisch unter Beweis stellen. Nicht nur die Fachlehrer beobachteten die Arbeitsproben in unserem Eisenbahnbetriebsfeld, auch Vertreter der Ausbildungsbetriebe waren und sind regelmäßig willkommen, die eigenen Auszubildenden im schulischen Kontext und in der Fachpraxis an unserer Schule zu erleben. Ein weiterer Meilenstein der Ausbildung der 1. Lehrjahre steht für Ende April und Mai 2025 an: die Präsentationen der Gleisbänder aus dem Lernfeld 2 („Infrastruktur nutzen“). Dabei erhalten die Auszubildenden die Möglichkeit, in Gruppenarbeit eine neue öffentliche Eisenbahnstruktur zu entwerfen, die den Anforderungen komplexer Aufgabenstellungen entspricht. Dies fördert nicht nur das technische Verständnis, sondern auch die kreative Problemlösungsfähigkeit und soziale Kompetenzen während der Erarbeitung in Teams. Viele Ausbildungsbetriebe sind der Einladung gefolgt und werden bei den Präsentationen ihrer Auszubildenden anwesend sein.
Parallel dazu schreitet der Ausbau und die Erweiterung unseres Fahrsimulators weiter voran. Hier wurde neues Mobiliar in die Unterrichtsräume integriert, um die Lernsituationen noch realistischer und erlebbarer zu gestalten. Diese Maßnahme trägt dazu bei, die Ausbildung noch praxisnäher zu erhalten und die Auszubildenden zum Triebfahrzeugführer bestmöglich auf die Anforderungen im späteren Berufsleben vorzubereiten. Besonders hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit unseren Ausbildungsbetrieben, die nicht nur in ihre eigenen Auszubildenden investieren sondern auch der Schule und den Lehrerinnen und Lehrern ihr Fachwissen theoretisch und praktisch gern zur Verfügung stellen. So nahm Herr Kinner von der Länderbahn sich ganze drei Tage Zeit, um den verantwortlichen Kollegen Herrn Eder und Herrn Schäfer neue Impulse für das Training am Fahrsimulator zu geben.
Eine weitere Neuerung betrifft die Leitung des Fachbereichs Eisenbahnberufe. Seit Februar übernimmt Frau Ihle diese verantwortungsvolle Aufgabe. In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit den Schülerinnen und Schülern sucht sie nach neuen Möglichkeiten, die Ausbildung am Standort Schkeuditz weiter zu optimieren. Ihr langfristiges Ziel ist es, den Fachbereich kontinuierlich zu verbessern und für alle Beteiligten bestmögliche Lehr- und Lernbedingungen zu schaffen. An dieser Stelle dankt das BSZ Schkeuditz und speziell der Fachbereich Eisenbahnberufe dem Landkreis Nordsachsen für die in Aussicht gestellte malermäßige Instandsetzung in Haus 3, welche noch bis Ende dieses Schuljahres erfolgen soll.
Für die weitere Gestaltung des Fachbereichs in Haus 2 und Haus 3 haben einige Schülerinnen und Schüler bereits ihre eigenen Aufnahmen von Zügen, Stellwerken, Straßenbahnen und Bahnhöfen zur Verfügung gestellt, um die Unterrichtsräume schülerfreundlicher und fachbezogener zu arrangieren.
Mit diesen Entwicklungen blickt der Fachbereich Eisenbahnberufe optimistisch in die Zukunft und setzt weiterhin auf Innovation, Praxisnähe und Qualität in der Ausbildung der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in den Fachrichtungen Zugverkehrssteuerung sowie Lokführer und Transport.
Ihle Fachleiterin
Erinnerungsskizzen
Ein Überblick zum Verständnis unserer Schulgeschichte
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es aber vorwärts."
(Sören Kiergegaard, dänischer Philosoph und Theologe; 1813 – 1855)
Erlebnisbericht: Gedenkstättenfahrt nach Terezín und Prag - 31.03 - 03.03.2025
Erlebnisbericht: Gedenkstättenfahrt nach Terezín und Prag vom 31.03 - 03.04.2025
Mit unserer Schule, dem BSZ Schkeuditz, nahmen wir an einer Gedenkstättenfahrt nach Terezín (Theresienstadt) und Prag zur Erinnerung an die begangenen Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung während der Zeit des Nationalsozialismus, teil. Diese Reise war nicht nur geschichtlich informativ, sondern auch emotional sehr bewegend.
Tag 1: Ankunft und erste Eindrücke in Terezín
Unsere Reise begann am Leipziger Hauptbahnhof und brachte uns nach einer etwa zweieinhalbstündigen Fahrt zu unserem Ziel, der Magdeburger Kaserne, nach Terezín. Dort begrüßten uns unsere zwei Betreuerinnen der Gedenkstätte Terezin und wir bezogen unsere Unterkunft in der Dlouhá-Straße – ein einfaches, aber zweckmäßiges Quartier, das uns für die kommenden Tage beherbergen sollte.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen erfolgten eine organisatorische Einführung sowie ein erstes Kennenlernen. Wir erhielten einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der kommenden Tage und beschäftigten uns mit einem Zeitstrahl zur Geschichte.
Im Anschluss fand unser erster Workshop - „Mein Bild vom NS“ statt. Hier setzten wir uns mit unseren bisherigen Vorstellungen und unserem Wissen über den Nationalsozialismus auseinander. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich unsere Assoziationen und Erwartungen waren – viele von uns hatten bisher nur theoretisches Wissen aus dem Unterricht und wurden nun mit einem sehr konkreten historischen Ort konfrontiert.
Anschließend erfolgte eine erste Führung durch das ehemalige Ghetto Terezín. Dabei bekamen wir einen intensiven Einblick in die Struktur des Ghettos und die Lebensbedingungen der Menschen, die hier eingesperrt waren. Es war erschütternd, wie systematisch das Leid organisiert worden war.
Nach dem Abendessen war Zeit für eine erste persönliche Reflexion. In kleinen Runden teilten wir unsere Eindrücke und Gefühle. Viele sprachen davon, wie schwer es war, all das Gesehene und Gehörte einzuordnen – doch gerade diese Auseinandersetzung machte den Tag so wertvoll.
Tag 2: Vertiefung der Eindrücke in Terezín
Der zweite Tag begann mit dem Frühstück in der Unterkunft. Die Atmosphäre am Morgen war ruhig und nachdenklich – vielen von uns war noch anzumerken, wie sehr die Eindrücke des Vortages nachwirkten.
Anschließend setzten wir die Führung durch das ehemalige Ghetto fort. Dabei besuchten wir unter anderem den jüdischen Friedhof sowie das Krematorium – Orte, die besonders eindrücklich die grausame Realität des NS-Regimes zeigten. Die schlichte Gestaltung des Friedhofs und die Vielzahl der Grabsteine hinterließen bei uns einen bleibenden Eindruck. Es war ein Ort der Stille, der uns tief berührte.
Danach hatten Zeit für eine individuelle Besichtigung der Ausstellungen, die sich an unterschiedlichen Orten in Terezin befanden. Jede*r konnte sich dabei auf eigene Themen konzentrieren – etwa auf das kulturelle Leben im Ghetto, die Rolle der Propaganda oder auf persönliche Schicksale der Inhaftierten. Diese freie Zeit half uns, Gesehenes und Gehörtes zu vertiefen und eigene Fragen zu stellen.
Viele nutzten die Zeit der Mittagspause, um sich auszuruhen, zu schreiben oder sich im kleinen Kreis auszutauschen.
Am Nachmittag startete unser zweiter Workshop - „Nachrichten aus der Vergangenheit“. In Kleingruppen arbeiteten wir mit originalen Briefen, Tagebucheinträgen und Dokumenten von Menschen, die in Terezín gelebt hatten. Ihre Worte – oft geprägt von Angst, Hoffnung und Sehnsucht – brachten uns die individuellen Schicksale noch näher. Es war bewegend zu spüren, wie viel Menschlichkeit trotz der grausamen Umstände erhalten blieb.
Nach dem Abendessen klang der Tag mit dem Dokumentarfilm „Liga Terezin“ aus, der von einer Fußballliga im Ghetto berichtete. Es war eine beeindruckende Geschichte über Widerstandskraft und das Festhalten an Menschlichkeit im Alltag des Ghettos.
![]() |
![]() |
Tag 3: Abschied von Terezín und neue Perspektiven in Prag
Am dritten Tag hieß es früh aufstehen und Zimmer räumen. Nach dem Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur kleinen Festung, dem ehemaligen Gestapogefängnis. Dort bekamen wir eine geführte Tour durch unsere Betreuerinnen. Dieser Ort diente während der NS-Zeit als Gefängnis der Gestapo für politische Häftlinge und war Schauplatz unvorstellbarer Grausamkeit. Besonders bedrückend war es, durch die engen, dunklen Zellen zu gehen und zu wissen, unter welchen Bedingungen Menschen hier gefangen gehalten und gefoltert wurden.
Unser letzter Programmpunkt in Terezin war eine Reflexion der letzten Tage. In dieser offenen Gesprächsrunde tauschten wir Gedanken aus – viele beschrieben, wie sehr sich ihre Perspektive auf Geschichte verändert hatte. Es war ein emotionaler Abschluss des Aufenthalts in Terezín.
Nach dem Mittagessen hieß es warten, da sich unser Bus etwas verspätete. In Prag angekommen fuhren wir zum Wenzelsplatz und starteten unsere erste Führung, die sich mit der neueren Geschichte Tschechiens - vom Prager Frühling 1968 bis zur „Samtenen Revolution“ 1989 - beschäftigte. Es war faszinierend zu erfahren, wie der Widerstand gegen autoritäre Systeme auch in jüngerer Vergangenheit eine bedeutende Rolle in der tschechischen Geschichte gespielt hat.
Der restliche Abend stand uns zur freien Verfügung. Dieser letzte Abend war ein schöner, lockerer Kontrast zu den intensiven Tagen in Terezín – und zugleich eine Gelegenheit, die Erfahrungen gemeinsam ausklingen zu lassen.
Tag 4: Jüdische Geschichte in Prag und Abschied
Der letzte Tag unserer Gedenkstättenfahrt begann erneut früh mit frühstücken, auschecken und Gepäck im Bus verstauten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Unterkunft ein letztes Mal zu verlassen – die vergangenen Tage hatten uns alle auf unterschiedliche Weise geprägt.
Dann waren wir wieder zurück im Stadtzentrum und die letzte Führung durch das jüdische Viertel Prags begann. Dabei besuchten wir unter anderem die Altneu-Synagoge, den jüdischen Friedhof und erfuhren viel über die lange, bewegte Geschichte der jüdischen Gemeinde in Prag. Besonders beeindruckend war die Kombination aus historischer Information und lebendiger Kultur – der Stadtteil war nicht nur ein Erinnerungsort, sondern zeigte auch das Fortbestehen jüdischen Lebens bis heute.
Nach einer kurzen Mittagspause und einem letzten Blick auf die Moldau traten die Rückfahrt nach Leipzig an. Gegen 17:00 Uhr erreichten wir den Leipziger Hauptbahnhof – erschöpft, aber erfüllt von vielen Eindrücken.
Fazit
Die Gedenkstättenfahrt nach Terezín und Prag war eine intensive, lehrreiche und emotionale
Erfahrung. Orte wie die kleine Festung, der jüdische Friedhof oder die Ausstellungen in der Magdeburger Kaserne machten Geschichte greifbar – nicht als abstraktes Thema aus dem Schulbuch, sondern als reales menschliches Leid, das nie vergessen werden darf. Gleichzeitig war es beeindruckend zu sehen, wie Überlebende mit Mut und Hoffnung ihre Erinnerungen weitergegeben haben.
Die Tage in Prag zeigten uns ein anderes Gesicht der Erinnerungskultur – nämlich den
Versuch, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Die Stadtführungen und Gespräche eröffneten neue Perspektiven auf die Geschichte Europas und auf die Bedeutung von Freiheit und Demokratie.
Was bleibt, ist nicht nur Wissen, sondern auch Verantwortung. Die Verantwortung, zu erinnern, zu hinterfragen und sich gegen das Vergessen zu stellen – in der Schule, im Alltag und in der Gesellschaft.
Bastian Bruckner Eib 22e