Wir haben am 17. Juni die besten Auszubildenden des Schuljahres 2024/25 in einer kleinen Feierstunde geehrt. Im Beisein der Ehrengäste, Herrn Fleischer Dezernent im Amt für Ordnung und Kommunales des Landkreises Nordsachsen und Herr Thomas Bürgermeister der Stadt Schkeuditz, führte unser Schulleiter, Herrn Lehne, Goethe zitierend aus, dass ihm nicht bange um unser Vaterland ist.
"Mir ist nicht bange, daß Deutschland nicht eins werde,
Vor allem Sei es eins in Liebe untereinander -Und immer sei es eins,
daß der deutsche Thaler und Groschen im ganzen Reiche gleichen Wert habe -
Eins, daß mein Reisekoffer durch alle deutschen Länder ungeöffnet passieren könnte."...
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Herr Gödecke führt durchs Programm unser Schulleiter bei der Festansprache
Unser Schulleiter betonte, dass die Botschaft von 1830 stammt und heute in den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit Richtschnur sein kann, an das Gute, an die Zukunft unserer Heimat, an die Entwicklung zum Guten zu glauben und den eigenen Einfluss auf den Lauf der Geschichte positiv durch eigenes aktiven Handeln auszuüben. Das haben die zu Ehrenden eindrucksvoll gezeigt. An die zu Ehrenden gewendet: "Sie haben neben herausragenden Leistungen auch durch Ihr Engagement, durch ihre Hilfe für ihre Klassenkameraden und die aktive kritische Ausbildung am BSZ den Unterricht am Beruflichen Schulzentrum Schkeuditz gestärkt". Er dankt Ihnen und den beteiligten Ausbildungspartnern und wünscht Ihnen für den nun aktiven Start ins Berufsleben viel Erfolg, Gesundheit und immer liebe Menschen die unseren Besten zu Seite stehen.
Die Feierstunde wurde umrahmt von einem Dialog zweier unserer Lehrkräfte: Frau Klein und Herr Gödecke stimmten in ein Klagelied über die Jugend ein. Begonnen haben sie mit den ältesten Klagen über die Jugendlichen. Die Jammerei über die schlechten Jugendlichen lässt sich bis in die Zeit der Sumerer zurückverfolgen. Damals, vor über 5000 Jahren entstanden die ersten Schulen und aus dieser Zeit stammt das erste Zitat…
- „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).
- „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ (Keilschrifttext, Chaldäa, um 2000 v. Chr.)
- „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (Watzlawick, 1992, ca. 1000 v. Chr., Babylonische Tontafel).
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- Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer“ (Sokrates, 470-399 v.Chr.)
- „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)
- „[…] die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat“ (Platon, 427-347 v. Chr.)
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- Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für Weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung“ (Mönch Peter, 1274)
- „Der grenzenlose Mutwille der Jugend ist ein Zeichen, daß der Weltuntergang nah bevorsteht“ (nach Melanchton, um 1530)
- „Das Sittenverderben unserer heutigen Jugend ist so groß, dass ich es unmöglich länger bei derselben aushalten kann. Ja, oft geschieht es, dass die nicht in Schranken gehaltene oder nicht gebührend ausgetriebene Zuchtlosigkeit eines einzigen Jünglings von ungesunder Triebkraft und verdorbenen Auswüchsen auch die übrigen noch frischen und gesunden Pflanzen ansteckt“ (ein Schulmeister 18. Jh.)
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Feierlich umrahmt wurde die Ehrung durch Herrn Klein am Piano und unseren Lehrerchor die Schkeuditzer Zwischentöne. vDafür ein herzliches Dankeschön.
Unsere Besten im Schuljahr 2024/25 sind
Denise Osmanovič |
Eisenbahner im Betriebsdienst - Lokführerin und Transport |
Bobby Sebastian Boxberger |
Eisenbahner im Betriebsdienst - Lokführer und Transport |
Lena Maria Erbes |
Friseurin |
Paul Joost |
Tischler |
Lucas Popp |
Fachkraft im Fahrbetrieb |
Moussa Yapyoure Kabre |
Fachlagerist |
Wir sind froh abschließend feststellen zu können, dass die Klagen über die Jugend so alt sind und die Welt immer noch nicht untergegangen ist, sondern sich positiv weiterentwickelt hat. Es gab also immer schon solche und solche und unsere geehrten Auszubildende gehörten eben zu denen, die unsere Welt durch Ihr aktives Handeln ein klein wenig besser gemacht haben.
Herzlichen Glückwunsch
Das Zusammenspiel von Theorie und Praxis ist essenziell für eine fundierte Ausbildung. Das Projekt „Paketzentrum und Briefzentrum“ am Standort Radefeld setzte genau hier an: Es bot Berufsschülern die einmalige Gelegenheit, die Abläufe in der stationären Bearbeitung hautnah zu erleben und ihr theoretisches Wissen praxisorientiert zu vertiefen.
Das Projekt verfolgte dabei mehrere Ziele:
- Ergänzung zum Berufsschulstoff: Die Schüler erhielten direkte Einblicke in die betriebliche Realität und konnten ihr schulisches Wissen an konkreten Beispielen anwenden.
- Verbindung von Theorie und Praxis: Der Wechsel zwischen Lerninhalten und praktischer Arbeit fördert ein besseres Verständnis und die Anwendung des Gelernten.
- Verbesserung der Prüfungsergebnisse: Durch die unmittelbare Erfahrung mit relevanten Prozessen sollen die Schüler optimal auf ihre Prüfungen vorbereitet werden.
- Kennenlernen der Abläufe: Es erfolgte ein genauer Einblick in die stationäre Bearbeitung, um wichtige Abläufe und deren Zusammenhänge besser zu verstehen.
Der Projektablauf war in mehreren Phasen unterteilt:
Phase 1: Praktische Arbeit und Bearbeitung von zielgerichteten Fragen im Brief- und Paketzentrum
An drei Tagen lernten die Schüler im Brief- und Paketzentrum Radefeld die Abläufe der stationären Bearbeitung näher kennen. In Gruppen zu 2-3 Schülern erkundeten sie mit zielgerichteten Fragen unterschiedliche Arbeitsbereiche und dokumentierten ihre Erkenntnisse.
Phase 2: Analyse und Vorbereitung der Ergebnispräsentation
Im Berufsschulzentrum (BSZ) wurden danach an zwei Tagen die gesammelten Ergebnisse aufbereitet. Jede Gruppe erarbeitete eine Präsentation zu einer Station, um ihre Erkenntnisse strukturiert weiterzugeben.
Phase 3: Vorstellung der Ergebnisse
Die Schüler präsentierten anschließend an einem Tag ihre Arbeitsergebnisse. Dabei waren der Schulleiter unseres BSZ, verschiedene Ausbilder, Führungskräfte der Deutschen Post sowie Fachlehrer anwesend.
Dieses Projekt hub sich von herkömmlichem Unterricht ab, da es eine praxisnahe und interaktive Lernerfahrung schuf. Die direkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis förderte dabei nicht nur das Verständnis für die Prozesse im Paket- und Briefzentrum, sondern motivierte die Schüler, sich aktiv mit ihrem Berufsfeld auseinanderzusetzen. Die Schüler fanden das Projekt interessant und gaben durchweg positives Feedback. Sie konnten nicht nur viel lernen, sondern überzeugten auch ihre Ausbilder und anwesende Führungskräfte der Deutschen Post mit gelungenen Präsentationen von ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung. Aufgrund des großen Erfolgs wird das Projekt zukünftig fest in den Schuljahresablauf integriert und kontinuierlich weiter optimiert, um die Verbindung von Theorie und Praxis noch effektiver zu gestalten.
Vielen Dank an alle die dieses Projekt ermöglicht und begleitet haben.
M.Pechfelder
Meister ist wer was ersann,
Geselle ist wer was kann,
Lehrling ist jedermann.
alte deutsche Handwerksweisheit (die nichts von ihrer Aktualität verloren hat)
Beim diesjährigen Sächsischen Meisterpreis im Tischlerhandwerk standen die außergewöhnlichen handwerklichen Leistungen im Mittelpunkt: 17 Meisterprüfungsarbeiten aus den Abschlussjahrgängen 2023 und 2024 wurden vom 16. bis 18. Mai 2025 im Rahmen einer Ausstellung in der Firma FSH Gutzer in Borsdorf - Panitzsch präsentiert. Die Arbeiten zeigten eindrucksvoll, wie viel gestalterisches Talent, technisches Know-how und Innovationskraft im sächsischen Tischlerhandwerk steckt. Gerade durch Führungen bei denen die Meisterstücke im Detail präsentiert wurden konnten wir viel erfahren, lernen und für die eigene Arbeit mitnehmen. Wir waren mit zwei Klassen vor Ort und haben gemeinsam mit unseren Auszubildenden das handwerkliche Können der Meisterarbeiten untersucht, erläutert und mit Tischlermeistern diskutiert, sowie bewundert. Das Können ist ein echter Ansporn für Auszubildende. Viele Jungmeister waren vor kurzen selbst noch Lehrling.
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Der Rahmen mit Ausstellern rund ums Holzhandwerk war sehr gelungen gewählt und fand viel Anklang. Richtig bewertet wurden die Arbeiten natürlich von einer fachkundigen Jury aus Branchenexpertinnen und -experten. Entscheidend waren dabei Kriterien wie Kreativität, Form und Proportion, Funktionalität, Gebrauchstauglichkeit sowie handwerkliche Qualität. Drei herausragende Meisterstücke wurden schließlich ausgezeichnet. Platz drei ging an Thomas Viehweger (Stollberg im Bild links) Ramon Rischer (Chemnitz im Bild rechts) belegte den zweiten Rang. Als klarer Sieger setzte sich schließlich Dominik Hensiek (Dresden Bildmitte) durch mit seiner innovativen Vitrine, die geschickt einen Sekretär integriert.
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Ein besonderes Highlight der diesjährigen Veranstaltung war das umfangreiche Fachprogramm, das aktuelle Themen rund um Ausbildung, Gestaltung, Materialien, Betriebsführung und Social Media aufgriff. Ergänzt wurde das Wochenende durch ein Familienprogramm, das auch junge Besucherinnen und Besucher für das Tischlerhandwerk begeisterte.
Alle Besucher würdigten das hohe Niveau der eingereichten Arbeiten. Viele Tischlerbetriebe aus ganz Sachsen waren angereist und so kamen unsere Auszubildenden und wir als Lehrkräfte und Schulleitung mit unseren Partnern ins Gespräch über das Tischlerhandwerk als zukunftsfeste Säule der mittelständischen Wirtschaft. Wir gratulieren allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Sächsischen Meisterpreises im Tischlerhandwerk 2025 für ihre tollen Leistungen. So hat das Handwerk Zukunft.
Weitere Informationen zu vielen Themen rund ums Holz und Tischlerhandwerk finden Sie beim Landesinnungsverband Tischler Sachsen, dem wir für die Ausrichtung danken. Wir kommen gern wieder.
Lehne
Schulleiter
Das Jahr 2025 hat im Fachbereich der Eisenbahnberufe spannend begonnen. Besonders im Fokus standen die Arbeitsproben des zweiten Lehrjahres im Lernfeld 6. Hier konnten die Auszubildenden der Zugverkehrssteuerung ihre bisher erworbenen theoretischen Kenntnisse praktisch unter Beweis stellen. Nicht nur die Fachlehrer beobachteten die Arbeitsproben in unserem Eisenbahnbetriebsfeld, auch Vertreter der Ausbildungsbetriebe waren und sind regelmäßig willkommen, die eigenen Auszubildenden im schulischen Kontext und in der Fachpraxis an unserer Schule zu erleben. Ein weiterer Meilenstein der Ausbildung der 1. Lehrjahre steht für Ende April und Mai 2025 an: die Präsentationen der Gleisbänder aus dem Lernfeld 2 („Infrastruktur nutzen“). Dabei erhalten die Auszubildenden die Möglichkeit, in Gruppenarbeit eine neue öffentliche Eisenbahnstruktur zu entwerfen, die den Anforderungen komplexer Aufgabenstellungen entspricht. Dies fördert nicht nur das technische Verständnis, sondern auch die kreative Problemlösungsfähigkeit und soziale Kompetenzen während der Erarbeitung in Teams. Viele Ausbildungsbetriebe sind der Einladung gefolgt und werden bei den Präsentationen ihrer Auszubildenden anwesend sein.
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Parallel dazu schreitet der Ausbau und die Erweiterung unseres Fahrsimulators weiter voran. Hier wurde neues Mobiliar in die Unterrichtsräume integriert, um die Lernsituationen noch realistischer und erlebbarer zu gestalten. Diese Maßnahme trägt dazu bei, die Ausbildung noch praxisnäher zu erhalten und die Auszubildenden zum Triebfahrzeugführer bestmöglich auf die Anforderungen im späteren Berufsleben vorzubereiten. Besonders hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit unseren Ausbildungsbetrieben, die nicht nur in ihre eigenen Auszubildenden investieren sondern auch der Schule und den Lehrerinnen und Lehrern ihr Fachwissen theoretisch und praktisch gern zur Verfügung stellen. So nahm Herr Kinner von der Länderbahn sich ganze drei Tage Zeit, um den verantwortlichen Kollegen Herrn Eder und Herrn Schäfer neue Impulse für das Training am Fahrsimulator zu geben.
Eine weitere Neuerung betrifft die Leitung des Fachbereichs Eisenbahnberufe. Seit Februar übernimmt Frau Ihle diese verantwortungsvolle Aufgabe. In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit den Schülerinnen und Schülern sucht sie nach neuen Möglichkeiten, die Ausbildung am Standort Schkeuditz weiter zu optimieren. Ihr langfristiges Ziel ist es, den Fachbereich kontinuierlich zu verbessern und für alle Beteiligten bestmögliche Lehr- und Lernbedingungen zu schaffen. An dieser Stelle dankt das BSZ Schkeuditz und speziell der Fachbereich Eisenbahnberufe dem Landkreis Nordsachsen für die in Aussicht gestellte malermäßige Instandsetzung in Haus 3, welche noch bis Ende dieses Schuljahres erfolgen soll.
Für die weitere Gestaltung des Fachbereichs in Haus 2 und Haus 3 haben einige Schülerinnen und Schüler bereits ihre eigenen Aufnahmen von Zügen, Stellwerken, Straßenbahnen und Bahnhöfen zur Verfügung gestellt, um die Unterrichtsräume schülerfreundlicher und fachbezogener zu arrangieren.
Mit diesen Entwicklungen blickt der Fachbereich Eisenbahnberufe optimistisch in die Zukunft und setzt weiterhin auf Innovation, Praxisnähe und Qualität in der Ausbildung der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in den Fachrichtungen Zugverkehrssteuerung sowie Lokführer und Transport.
Ihle Fachleiterin
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Erlebnisbericht: Gedenkstättenfahrt nach Terezín und Prag vom 31.03 - 03.04.2025
Mit unserer Schule, dem BSZ Schkeuditz, nahmen wir an einer Gedenkstättenfahrt nach Terezín (Theresienstadt) und Prag zur Erinnerung an die begangenen Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung während der Zeit des Nationalsozialismus, teil. Diese Reise war nicht nur geschichtlich informativ, sondern auch emotional sehr bewegend.
Tag 1: Ankunft und erste Eindrücke in Terezín
Unsere Reise begann am Leipziger Hauptbahnhof und brachte uns nach einer etwa zweieinhalbstündigen Fahrt zu unserem Ziel, der Magdeburger Kaserne, nach Terezín. Dort begrüßten uns unsere zwei Betreuerinnen der Gedenkstätte Terezin und wir bezogen unsere Unterkunft in der Dlouhá-Straße – ein einfaches, aber zweckmäßiges Quartier, das uns für die kommenden Tage beherbergen sollte.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen erfolgten eine organisatorische Einführung sowie ein erstes Kennenlernen. Wir erhielten einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der kommenden Tage und beschäftigten uns mit einem Zeitstrahl zur Geschichte.
Im Anschluss fand unser erster Workshop - „Mein Bild vom NS“ statt. Hier setzten wir uns mit unseren bisherigen Vorstellungen und unserem Wissen über den Nationalsozialismus auseinander. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich unsere Assoziationen und Erwartungen waren – viele von uns hatten bisher nur theoretisches Wissen aus dem Unterricht und wurden nun mit einem sehr konkreten historischen Ort konfrontiert.
Anschließend erfolgte eine erste Führung durch das ehemalige Ghetto Terezín. Dabei bekamen wir einen intensiven Einblick in die Struktur des Ghettos und die Lebensbedingungen der Menschen, die hier eingesperrt waren. Es war erschütternd, wie systematisch das Leid organisiert worden war.
Nach dem Abendessen war Zeit für eine erste persönliche Reflexion. In kleinen Runden teilten wir unsere Eindrücke und Gefühle. Viele sprachen davon, wie schwer es war, all das Gesehene und Gehörte einzuordnen – doch gerade diese Auseinandersetzung machte den Tag so wertvoll.
Tag 2: Vertiefung der Eindrücke in Terezín
Der zweite Tag begann mit dem Frühstück in der Unterkunft. Die Atmosphäre am Morgen war ruhig und nachdenklich – vielen von uns war noch anzumerken, wie sehr die Eindrücke des Vortages nachwirkten.
Anschließend setzten wir die Führung durch das ehemalige Ghetto fort. Dabei besuchten wir unter anderem den jüdischen Friedhof sowie das Krematorium – Orte, die besonders eindrücklich die grausame Realität des NS-Regimes zeigten. Die schlichte Gestaltung des Friedhofs und die Vielzahl der Grabsteine hinterließen bei uns einen bleibenden Eindruck. Es war ein Ort der Stille, der uns tief berührte.
Danach hatten Zeit für eine individuelle Besichtigung der Ausstellungen, die sich an unterschiedlichen Orten in Terezin befanden. Jede*r konnte sich dabei auf eigene Themen konzentrieren – etwa auf das kulturelle Leben im Ghetto, die Rolle der Propaganda oder auf persönliche Schicksale der Inhaftierten. Diese freie Zeit half uns, Gesehenes und Gehörtes zu vertiefen und eigene Fragen zu stellen.
Viele nutzten die Zeit der Mittagspause, um sich auszuruhen, zu schreiben oder sich im kleinen Kreis auszutauschen.
Am Nachmittag startete unser zweiter Workshop - „Nachrichten aus der Vergangenheit“. In Kleingruppen arbeiteten wir mit originalen Briefen, Tagebucheinträgen und Dokumenten von Menschen, die in Terezín gelebt hatten. Ihre Worte – oft geprägt von Angst, Hoffnung und Sehnsucht – brachten uns die individuellen Schicksale noch näher. Es war bewegend zu spüren, wie viel Menschlichkeit trotz der grausamen Umstände erhalten blieb.
Nach dem Abendessen klang der Tag mit dem Dokumentarfilm „Liga Terezin“ aus, der von einer Fußballliga im Ghetto berichtete. Es war eine beeindruckende Geschichte über Widerstandskraft und das Festhalten an Menschlichkeit im Alltag des Ghettos.
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Tag 3: Abschied von Terezín und neue Perspektiven in Prag
Am dritten Tag hieß es früh aufstehen und Zimmer räumen. Nach dem Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur kleinen Festung, dem ehemaligen Gestapogefängnis. Dort bekamen wir eine geführte Tour durch unsere Betreuerinnen. Dieser Ort diente während der NS-Zeit als Gefängnis der Gestapo für politische Häftlinge und war Schauplatz unvorstellbarer Grausamkeit. Besonders bedrückend war es, durch die engen, dunklen Zellen zu gehen und zu wissen, unter welchen Bedingungen Menschen hier gefangen gehalten und gefoltert wurden.
Unser letzter Programmpunkt in Terezin war eine Reflexion der letzten Tage. In dieser offenen Gesprächsrunde tauschten wir Gedanken aus – viele beschrieben, wie sehr sich ihre Perspektive auf Geschichte verändert hatte. Es war ein emotionaler Abschluss des Aufenthalts in Terezín.
Nach dem Mittagessen hieß es warten, da sich unser Bus etwas verspätete. In Prag angekommen fuhren wir zum Wenzelsplatz und starteten unsere erste Führung, die sich mit der neueren Geschichte Tschechiens - vom Prager Frühling 1968 bis zur „Samtenen Revolution“ 1989 - beschäftigte. Es war faszinierend zu erfahren, wie der Widerstand gegen autoritäre Systeme auch in jüngerer Vergangenheit eine bedeutende Rolle in der tschechischen Geschichte gespielt hat.
Der restliche Abend stand uns zur freien Verfügung. Dieser letzte Abend war ein schöner, lockerer Kontrast zu den intensiven Tagen in Terezín – und zugleich eine Gelegenheit, die Erfahrungen gemeinsam ausklingen zu lassen.
Tag 4: Jüdische Geschichte in Prag und Abschied
Der letzte Tag unserer Gedenkstättenfahrt begann erneut früh mit frühstücken, auschecken und Gepäck im Bus verstauen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Unterkunft ein letztes Mal zu verlassen – die vergangenen Tage hatten uns alle auf unterschiedliche Weise geprägt.
Dann waren wir wieder zurück im Stadtzentrum und die letzte Führung durch das jüdische Viertel Prags begann. Dabei besuchten wir unter anderem die Altneu-Synagoge, den jüdischen Friedhof und erfuhren viel über die lange, bewegte Geschichte der jüdischen Gemeinde in Prag. Besonders beeindruckend war die Kombination aus historischer Information und lebendiger Kultur – der Stadtteil war nicht nur ein Erinnerungsort, sondern zeigte auch das Fortbestehen jüdischen Lebens bis heute.
Nach einer kurzen Mittagspause und einem letzten Blick auf die Moldau traten die Rückfahrt nach Leipzig an. Gegen 17:00 Uhr erreichten wir den Leipziger Hauptbahnhof – erschöpft, aber erfüllt von vielen Eindrücken.
Fazit
Die Gedenkstättenfahrt nach Terezín und Prag war eine intensive, lehrreiche und emotionale
Erfahrung. Orte wie die kleine Festung, der jüdische Friedhof oder die Ausstellungen in der Magdeburger Kaserne machten Geschichte greifbar – nicht als abstraktes Thema aus dem Schulbuch, sondern als reales menschliches Leid, das nie vergessen werden darf. Gleichzeitig war es beeindruckend zu sehen, wie Überlebende mit Mut und Hoffnung ihre Erinnerungen weitergegeben haben.
Die Tage in Prag zeigten uns ein anderes Gesicht der Erinnerungskultur – nämlich den
Versuch, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Die Stadtführungen und Gespräche eröffneten neue Perspektiven auf die Geschichte Europas und auf die Bedeutung von Freiheit und Demokratie.
Was bleibt, ist nicht nur Wissen, sondern auch Verantwortung. Die Verantwortung, zu erinnern, zu hinterfragen und sich gegen das Vergessen zu stellen – in der Schule, im Alltag und in der Gesellschaft.
Bastian Bruckner Eib 22e